Florian Hoffmann
Kommunikationsdesign
Zeitbasierte Medien
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Von Anfang an war mir klar, dass ich als erste Schrift eine Frakturschrift entwerfen wollte. Sie war und ist in meinen Augen die spannendste westliche Schrift. Die Entstehung von Frakturschriften war stark mit der Geschichte der Gotik verbunden.

Im Gegensatz zur allgemeinen Sicht als eine „typisch deutsche Schrift“ war sie durchaus auch in anderen Ländern, vor allem im angelsächsischen Raum verbreitet. Erst im 19. Jahrhundert verbreiteten sich die Antiquaschriften in fast allen Ländern. Nur in Deutschland behielten gebrochene Schriften ihre Bedeutung, vor allem die Fraktur. Heutzutage wird Fraktur meist mit dem Nationalsozialismus verbunden, auch weil zu Beginn der Zeit versucht wurde, durch den erzwungenen Gebrauch „deutsche Werte“ zu bewahren. Dabei wird oft übersehen, dass die Nazis selbst die Frakturschriften als „jüdische Lettern“ 1941 verbannt hatten, höchstwahrscheinlich weil sie in den meisten Ländern der Welt nicht lesbar und somit für eine mögliche Weltherrschaft zu gebrauchen waren.

Ich möchte mich jedoch von der Assoziation als „Nazischrift“ abwenden und auf den Gebrauch vor 1922 konzentrieren. So wurde die Fraktur genauso in offiziellen Schreiben benutzt wie auch in Prosa, Gedichten und Theaterstücken, aber auch in manchen Stummfilmen der 1920er Jahre, die mich immer wieder faszinierten. Exemplarisch möchte ich hier „Der müde Tod“ (1921) von Fritz Lang erwähnen.

In meinem Projekt habe ich einige Buchstaben der Fraktur entnommen, sie aber nach meinem Empfinden angepasst. So sind die Buchstaben – vor allem m und n – ist breiter als in der Zeit üblich. Auch weichen manche Zeichen von der ursprünglichen Form ab, wie zum Beispiel y und h. Grundlage aller Buchstaben sind eigene mit der Breitfeder und Kalligrafiestift Zeichen.

Wie zuvor erwähnt legte ich Wert auf den Gebrauch in Gedruckten Werken. Daher sollte meine Schrift eher eine Leseschrift als eine Displayschrift sein. Daher wirkt sie auch eher in kleineren Schriftgraden (8 – 10 Punkt) kräftiger als in größeren Schriftgraden über 10 Punkt.

Da die Fraktur die längste Zeit in Deutschland sehr erfolgreich war, entstanden ein paar Regeln, die ich im Design der Lettern berücksichtigt habe. Die bekannteste, wenn auch oft nicht beachtete Regel ist der Gebrauch des langen s ( ſ ) innerhalb oder am Anfang eines Wortes oder einer Silbe. Nur am Ende eines Wortes oder einer Silbe stand ein rundes s, aber auch bei eingedeutschten Worten vor einem k, beispielsweise Kiosk. Durch meine Schrift ist ein nahezu korrekter Gebrauch der Zeichen möglich, indem man die kontextbedingten Varianten in InDesign aktiviert. Nur am Silbenende muss das Runde s manuell ersetzt werden, da sich eine Änderung am Silbenende nicht programmieren ließ. Die zweite Regel, die ich ebenfalls in den kontextbedingten Varianten berücksichtigt habe, sind die sogenannten Zwangsligaturen: ch, ck, st und tz. Im Gegensatz zu anderen Ligaturen dürfen und können diese nicht getrennt werden, wenn Zeichen spationiert werden – was ursprünglich eine der wenigen Möglichkeiten einer Auszeichnung in Fraktur war.